Die Fuldabrücke in Malsfeld von 1933
Im Jahr 1933 ging ein Wunsch der Malsfelder Bürger in Erfüllung: Malsfeld bekam eine Fuldabrücke. Bevor die Straßenbrücke zur Reichsstraße 83 über die Fulda gebaut wurde, mußte die Fulda durch drei Furten durchquert werden. Die erste Furt war im Bereich der jetzigen Fuldabrücke, wo der Stellbach in die Fulda mündet, die zweite war oberhalb der Eisernen Brücke über die die sog. Kanonenbahn führte und die dritte in der Höhe der Domäne Fahre (alte Furt der ehemaligen Salzstraße). Im strengen Winter 1929 fuhren beladene Pferdewagen über das Eis der Fulda. Bis zum Bau der Brücke mußten die Gemeinde und das Rittergut jedes Jahr in den Sommermonaten einen Holzsteg errichten. Dieser war jedoch nur für Fußgänger, evtl. mit einem kleinen Handwagen geeignet. Aus einem Brief des Rittergutbesitzers Heydenreich geht hervor: Eine Brücke über die Fulda sollte gebaut werden. Um eine solche Brücke haben die Besitzer des Gutes immer wieder gekämpft. Sie scheiterte aber entweder mangels Beteiligung der Gemeinde oder aus Mangel an verfügbarem Geld beim Communalverband.
Wie kam es zu der Brücke?
1955 erzählte mir der ehemalige Ortsgruppenleiter der NSDAP in Malsfeld, Herr Georg Bläsing, er habe den Brückenbau veranlaßt. Dagegen erfuhr ich von Straßenmeister Kaiser, mit dem ich 1958 auf einem Seminar für Kommunalpolitik in Lindenfels war, daß er damals, 1933, alles in die Wege geleitet habe, damit Malsfeld eine Brücke bekam. Zweimal sei er deswegen in Berlin im Kriegsministerium gewesen, bis schließlich der Bau beschlossen war. Die örtlichen Landwirte wären darüber aber nicht besonders glücklich gewesen und hätten ihn am liebsten mit Wagenrungen aus dem Dorf gejagt, weil die kleinen Leute durch die Brücke in die Lage versetzt würden, selbst ihr Brennholz mit dem Wagen im Wald zu holen und die Dienste der Bauern hierfür nicht mehr brauchten.
Baubeginn der neuen Fuldabrücke war im Jahr 1933. Die Kassler Firma Gerdum & Bräuer bekam den Auftrag, die Brücke in Eisenbeton zu bauen. Bauleiter war der Architekt Wenderoth aus Elfershausen. Der Beton wurde an Ort und Stelle gefertigt. Zwei Pferde des Bauern Weineck schafften es nicht, die große Mischmaschine an die vorgesehene Stelle zu ziehen. Weineck meinte daraufhin, eigentlich brauche man die Brücke ja nicht. Die Malsfelder hätten bereits 1867 Großes geleistet und eine neue Kirche gebaut. Die Zugochsen des Rittergutes brachten dann die Maschine an die gewünschte Stelle. Der Brückenbau ging ohne Unfall von statten. Aber beinahe hätten die Wassermassen von einen Wolkenbruch, der un 14.00 Uhr am 21.07.1933 bei Beisheim niederging, die Behelfsbrücke fortgespült. Schmiedemeister Stiebeling mußte zwei Hakenkreuze aus Bandstahl anfertigen, die dann an den beiden Stirnseiten des mittleren Bogens angebracht wurden. In den Ackerbüschen wurde ein Steinbruch errichtet,aus dem das Material für die Brückenauffahrt gewonnen wurde. Zur selben Zeit war die Möbelschreinerei Lengemann abgebrannt und dieser Bauschutt wurde ebenfalls für den Straßendamm verwendet. Landrat Freiherr von Gagern ( Landrat von 1914 - 1919 und 1933 - 21.06.1937 ) taufte das Brückenbauwerk bei der Einweihung auf den Namen "Adolf-Hitler-Brücke", und die Anwesenden riefen, wie damals üblich, "Heil"! 1945, als der Krieg schon fast zu Ende war, wurde das Mittelstück der Fuldabrücke von deutschen Soldaten gesprengt. Als dann amerikanische Truppen Malsfeld besetzten, sollte ihr Vormarsch weiter nach Osten gehen. Die zerstörte Brücke und ein MG-Nest in den Ackerbüschen konnten den amerikanischen Vormarsch immerhin zwei Tage lang verhindern. Die Amerikaner nahmen deshalb die Malsfelder Gustav Tröll und Adam Mosebach als Geisel und schickten sie vor sich her durch die Fulda. Adam Mosebach kam dabei ums Leben. Bereits 1946 wurde das zerstörte Mittelstück der Brücke wiederhergestellt. Später mit dem Aufbau der Bundeswehr wurden in die Brückenpfeiler Sprengkammern eingebaut, die bis zum heutigen Tag betreut werden. Sie sollen bei einer Sprengung die Brücke nachhaltig zerstören. Im Grunde wurden beide Malsfelder Fuldabrücken aus militärisch-strategischen Gründen gebaut. Die offizielle Tragfähigkeit der Brücke wurde durch eine Untersuchung im Jahr 1986 auf 16 Tonnen festgelegt. Bei Manövern fuhren aber auch schon mal 48-Tonnen-Panzer lässig über die 5,29 m breite Fahrbahn, die noch je einen 1m und 0,5 m breiten Randstreifen hat. Die Stützweite beträgt 80m. Seit dem Jahr 1991 wurden sicherheitstechnische Untersuchungen an der Brücke vorgenommen, die zur Entscheidung für einen Neubau führten.
Verfasser: Konrad Müldner, Februar 1982