Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über Malsfelder Fuldaschiffer findet man wieder im Exerzitienbuch. Dort steht unter Januar 1676 geschrieben:
"Dem 24. January anno 1676 seind der Quartiermeister und Johannes Geßner zum Gemeindeschiffmeister angesetzt worden, sollen das Schiff solange als das Wasser wegen Kälte nicht gegangen werden kann, anschließen, und wer inzwischen überschiffen will, soll den Schlüssel bey dem Schiffmeister fordern es sollen aber die Schiffmeister schuldig sein, auch die Fremden gegen Gebührl. Lohn überzuschiffen, welch Lohn ihnen sein soll wegen ihrer Müh."
Wie hier zu ersehen ist, hat in Malsfeld ein Fährdienst stattgefunden, da Malsfeld noch keine Brücke über die Fulda hatte, aber an der Kreuzung der Handelswege ‚Lange Hessen‘ und Fulda lag. Die Brücke wurde erst 1933 mit Hilfe des Reichsarbeitsdienstes errichtet.
Auf der Fulda wurden mit Hilfe von Schiffen Lasten transportiert, so daß man annehmen kann, daß das Gemeindeschiff neben Fähraufgaben auch Transportdienste im Auftrag derer von Scholley unternahm.Außerdem diente das Boot bei der herrschaftlichen Jagd auf Wasservögel, wie uns das Exercitienbuch am 20.Januar 1676 mitteilt:
"Dem 20. Juni anno 1616 eine Wildente geschossen nahe dem Sauerbrunnen, des Hirten Junge Heinrich Grona hat sie mit dem Schiff vom Wasser gelanget.“
Mit dem Bau der Kaiser Wilhelm Nordbahn (Kassel - Bebra) 1849 kam der Verkehr auf der Fulda zum Erliegen und es ist zu vermuten, daß nach dem Aussterben des Hauses von Scholley das Gemeindeboot vernachlässigt wurde. Die Schifffahrt als Gewerbe fiel damit aus, denn für die Landbewohner war ein Boot unerschwinglich.
Verfasser: Konrad Müldner